Symposium "Grundloser Hass"
Zürich, Trigon-Bildungszentrum, Heuelstr. 7
6.-8. Juni 2013
Anmeldung vorgesehen
Symposium der Hermann Cohen-Gesellschaft
Grundloser Hass. Die Entmächtigung einer elementaren Gewalt
Konzept:
Das Thema Hass hat in den letzten Jahren Konjunktur: Vor allem in der politischen und
psychoanalytischen Diskussion wird es von mehreren Disziplinen angesprochen und nach
verschiedenen Ansätzen behandelt. Diesem starken Interesse zum Trotz lässt sich aber der Eindruck kaum abweisen, dass „Hass“ nach wie vor ein heikles Thema bildet, und dass sogar sein Bestehen wie bei keinem anderen Affekt umstritten bleibt. Nur auf diesem Hintergrund lässt sich – um nur ein Beispiel zu nennen – die absichtlich provokante Geste verstehen, mit der André Glucksmann in seinem „Le discourse de la haine“ (2004) gegen die „Möchtegernspezialisten der Seele“ auftreten zu müssen meint: „Die von mir vertretene These lautet: Es gibt Hass, wir haben ihn alle kennengelernt.“
Nicht weniger provokant lautet die These, die unter umgekehrten Vorzeichen von Hermann Cohen – und zwar trotz des Judenhasses, den er in erster Person hatte erleben müssen – im letzten Kapitel seines mitten im Ersten Weltkrieg verfassten Nachlasswerks vertreten wird: „Ich bestreite den Hass im Menschenherzen. [...] Was ist der Hass? Ich bestreite seine Möglichkeit. Es ist ein eitles Wort, das einen solchen Begriff bezeichnen will.“
Von jeher haben diese Seiten, wo Cohen in der Form eines Kommentars zum talmudischen Begriff des „grundlosen Hasses“ (TB Joma 9b: sin’at chinnam) die „Seelenkraft des Optimismus“ erwecken und die „Zaubermacht des Friedens“ beschwören will, Faszination und Irritation in den Lesern ausgelöst. Wir möchten sie erneut zur Diskussion stellen, und die Referenten dazu auffordern, sich aufgrund der zuvor gelieferten Textvorlage auf ein produktives Weiterdenken einzulassen, das von Cohen ausgehend sich mit den verschiedenen Seiten des hier angesprochenen Problemkomplexes auseinandersetzen soll.
Textvorlage: Cohen über den „grundlosen Hass“:
Liebe und Gerechtigkeit in den Begriffen Gott und Mensch (1900), JS III 65-75, § 4: Die
Feindesliebe; insbes. S. 72-74
Ethik des reinen Willens, S. 547 f.
Über den ästhetischen Wert unserer religiösen Bildung (1914), JS I 231; KS V 228f.
Religion der Vernunft aus den Quellen des Judentums, S. 267, 520-525
Siehe Programm:
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